
WIE sehbehinderte Therapeuten einen Unterschied machen
Silvio, was hat dich dazu bewegt, den Beruf des Physiotherapeuten zu wählen?
Meine technische Grundausbildung habe ich im SFZ Berufsbildungswerk für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz abgeschlossen. Dort nahm ich an einem Vorkurs für Physiotherapie teil, der speziell für blinde Menschen entwickelt wurde. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass ich diesen Weg einschlagen würde, da meine größte Faszination bis dahin den Sprachen galt – Altgriechisch und Latein. Interessanterweise haben mich diese Sprachen schließlich zur Physiotherapie geführt.
Für mich ist es besonders erfüllend, anderen Menschen helfen zu können. Ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten – ganz ohne medikamentöse Intervention, nur durch Berührung und Gespräche mit den Klienten. Im Mittelpunkt der Behandlung steht das Herz. Man schaltet ab, blendet die Umwelt aus und taucht ganz in das Empfinden des Klienten ein. Meine ehemalige Chefin empfahl uns Therapeuten, während der Massage die Augen zu schließen, um das Einfühlungsvermögen zu steigern. (Lacht) Das ist ein Vorteil für mich – meine Sinne sind von Grund auf anders geschult.
Absolut! In der Krebsfrüherkennung wird ja beispielsweise auch der überlegenen Tastsinn sehbehinderter Frauen gezielt genutzt, um Brustkrebs frühzeitig zu diagnostizieren.
Ja, sehbehinderte Menschen fühlen so manches intensiver. Zum Beispiel auch Emotionen, oder wenn sich jemand nicht so wohl fühlt. Dann können wir manches sehr viel besser eingrenzen und Ursachen tatsächlich finden.
Fortsetzung folgt. Folgt uns und erfahrt mehr über Silvio und wie Verspannungen am Arbeitsplatz vermieden werden können.